Psychische Erkrankungen im Faktencheck

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Das mangelnde Wissen über psychische Erkrankungen führt dazu, dass immer wieder Mythen und Gerüchte kursieren, die in den meisten Fällen nicht der Wahrheit entsprechen. So entstehen falsche Vorstellungen – vor allem bei Menschen, die sich mit psychischen Erkrankungen bisher kaum auseinandergesetzt haben. Das Problem dabei: Vorurteile und die Angst vor Stigmatisierung halten nach wie vor zu viele betroffene Menschen davon ab, sich rechtzeitig in Behandlung zu begeben. Eigentlich behandlungsbedürftige Erkrankungen verfestigen und verschlimmern sich auf diese Weise – ähnlich wie bei einer verschleppten Erkältung, die zur Lungenentzündung wird. Daher ist es sehr wichtig, dass Betroffene sich beim Verdacht auf eine psychische Erkrankung frühzeitig in professionelle Unterstützung begeben.
Um dich dabei zu unterstützen, dein Wissen zu psychischen Erkrankungen zu überprüfen, werden dir in diesem Beitrag die häufigsten Mythen zu psychischer Erkrankungen und deren Wahrheitsgehalt vorgestellt.

1. Mythos: Nur wenige Menschen sind von psychischen Erkrankungen betroffen.

Tatsächlich ist das Gegenteil dieser Aussage der Fall. Denn Studien zur Häufigkeit psychischer Erkrankungen zeigen, dass ein Drittel bis die Hälfte aller Menschen mindestens einmal im Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen ist. Manche Studien gehen sogar von bis zu 80 % aus. Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland war innerhalb von 12 Monaten an einer psychischen Erkrankung erkrankt – am häufigsten an Angststörungen, Depressionen und Suchterkrankungen. Dies zeigt also deutlich: Es kann jede:n von uns treffen.

2. Mythos: Um eine psychische Erkrankung zu heilen, muss sich die betroffene Person nur genug anstrengen.

Auch diese Aussage ist falsch. Richtig ist dagegen, dass psychische Probleme keine Folge von Willensschwäche, Faulheit oder anderen Charaktereigenschaften sind. Psychische Erkrankungen entstehen dagegen durch eine Mischung verschiedener Faktoren. Je nach Person und Erkrankung können dabei genetische Veranlagungen, Störungen des Hormonhaushalts, außergewöhnliche Belastungen, Stress, sowie körperliche Krankheiten eine Rolle spielen. Eine individuell auf die Person abgestimmte Behandlung ist daher sehr wichtig. Der Goldstandard hierbei ist die Psychotherapie (ggf. in Kombination mit Medikamenten).

3. Mythos: Menschen mit psychischen Erkrankungen sind gefährlich.

Anders als diese Aussage behauptet, ist es eine Tatsache, dass sich die überwiegende Mehrzahl von Menschen mit psychischen Erkrankungen weder durch aggressives noch anderes gefährliches Verhalten auszeichnet. Es zeigt sich sogar, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen häufiger Opfer von Gewaltverbrechen werden als anderen Menschen in der Allgemeinbevölkerung. Depressive Menschen beispielsweise sind in der Regel nicht aggressiv, sondern im Gegenteil eher antriebsarm und zurückgezogen. Es gibt daher keinen Grund, jemanden nur wegen seiner oder ihrer psychischen Erkrankung als gefährlich einzustufen.

4. Mythos: Einmal psychisch krank, immer psychisch krank.

Tatsächlich entwickeln sich nur die wenigsten psychischen Erkrankungen chronisch, also dauerhaft. Es kann natürlich auch zu Rückschlägen und Rückfällen in die Krankheit kommen, aber in vielen Fällen gelingt es den Betroffenen eine Besserung zu erreichen und die Krankheit zu überwinden – insbesondere wenn sie sich in professionelle Behandlung begeben haben.

5. Mythos: Wer psychisch krank ist, kann nicht arbeiten.

Wenn eine psychische Erkrankung so schwerwiegend ist, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind ihrer Arbeit nachzugehen, ist es richtig sich krankschreiben zu lassen. Jedoch gibt es ebenfalls Betroffene, für die die Arbeit sogar eine stabilisierende Wirkung hat, und die möglicherweise parallel eine ambulante Behandlung wahrnehmen können. Dies sollte dann ermöglicht werden. Es ist also wichtig, immer den Einzelfall zu betrachten und nicht zu pauschalisieren.

6. Mythos: Wer psychisch krank ist, fällt für lange Zeit bei der Arbeit aus.

Wie erwähnt, entscheiden sich viele Betroffene erst sehr spät dazu, eine Behandlung in Anspruch zu nehmen. Sie versuchen häufig so lange wie möglich, ihre Leistung am Arbeitsplatz aufrechtzuerhalten und vernachlässigen darüber ihre private und gesundheitliche Situation. Wenn sie sich dann zu einer Behandlung entschieden haben, treffen sie auf monatelange Wartezeiten für eine Psychotherapie. Das bedeutet, die psychische Erkrankung hat sich über Monate oder Jahre aufgebaut und benötigt entsprechend auch eine längere Zeit zur Behandlung und Heilung. Etwa so, als würdest du eine körperliche Erkrankung, wie beispielsweise eine Lungenentzündung, über lange Zeit nicht behandeln lassen. Dazu entwickeln sich nach einer längeren Krankheitsphase in vielen Fällen Ängste vor dem Wiedereinstieg bei der Arbeit. Was sagen meine Kolleg:innen? Wie reagiert meine Führungskraft? Die Angst vor Stigmatisierung oder auch davor, dass der Person nach der Rückkehr weniger zugetraut wird, führt häufig zu massiven Belastungen, die die Erkrankung verstärken. Eine offene und transparente Kommunikation mit der Führungskraft zu Erwartungen und Unterstützungsmöglichkeiten ist daher in dieser Phase sehr wichtig.

Abschließend sei nochmal betont, dass es wichtig ist, sich im Zweifel immer beraten zu lassen. Wenn du selbst betroffen bist, scheue dich nicht diesen Schritt zu gehen. Viele Menschen erleben ähnliche Probleme. Suche dir daher frühzeitig Hilfe. Wenn du eine Person kennst, bei der du eine psychische Erkrankung vermutest, suche das offene Gespräch und ermutige sie gemeinsam eine Lösung zu finden. Zusätzlich stehen dir die hier aufgeführten Ansprechpersonen jederzeit gerne beratend zur Verfügung.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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