Erste Hilfe bei Verdacht auf Schlaganfall
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Stell dir vor, du bist plötzlich mit einer Person konfrontiert, die Anzeichen eines Schlaganfalls zeigt – wie würdest du reagieren? Würdest du sofort wissen, was zu tun ist, um zu helfen? In diesem Beitrag erfährst du, wie du einen Schlaganfall rechtzeitig erkennst und was du im Notfall tun kannst. Schnelles Handeln kann einen entscheidenden Unterschied machen, deshalb ist es wichtig, auf die richtigen Symptome zu achten und ruhig zu bleiben.
Wusstest du, dass in Deutschland jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall erleiden? Davon versterben bis zu 40 Prozent der Betroffenen innerhalb des ersten Jahres an den Folgen. Der Schlaganfall ist zudem die häufigste Ursache einer erworbenen Behinderung bei Erwachsenen. Mit schnellem und richtigem Handeln im Notfall können jedoch viele Leben gerettet und bleibende Schäden reduziert werden.
Schlaganfall erkennen
Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung eines Teils des Gehirns unterbrochen wird. Das kann durch einen Hirninfarkt (Blutgerinnsel verschließt ein Blutgefäß) oder eine Hirnblutung (Blutgefäß platzt) verursacht werden. Beide Fälle führen zu einer Mangeldurchblutung im betroffenen Hirnareal, was schwerwiegende Folgen haben kann. Daher ist es entscheidend, die Symptome schnell zu erkennen und unverzüglich Hilfe zu holen.
Typische Symptome eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall äußert sich oft durch folgende plötzliche Beschwerden:
- plötzliche, starke Kopfschmerzen und Übelkeit
- Lähmungen, meist auf einer Körperseite (Arm oder Bein)
- Gesichtslähmung, z. B. ein herabhängender Mundwinkel oder ein nicht vollständig schließendes Auge
- Sprachstörungen oder Schluckbeschwerden
- Sehstörungen oder Schwindel
Hinweis: Ein Schlaganfall kann mit der sogenannten Transitorischen Ischämischen Attacke (TIA) beginnen. Eine TIA ist ein sogenannter Mini-Schlaganfall, bei dem die Symptome nur vorübergehend auftreten und meist nach wenigen Minuten von selbst wieder verschwinden. Auch wenn sich die Symptome schnell bessern, ist eine TIA ein ernstzunehmender Vorbote. Sie kann auf einen bevorstehenden vollständigen Schlaganfall hinweisen. Daher ist es wichtig, auch bei einem TIA-Verdacht sofort den Notruf zu wählen und medizinische Hilfe zu suchen.
Schlaganfallverdacht überprüfen: Der FAST-Test
Der FAST-Test hilft dir, einen Schlaganfall schnell zu erkennen. Der Name steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Zeigt eine Person bei diesem Test Auffälligkeiten, besteht dringender Verdacht auf einen Schlaganfall – dann zählt jede Sekunde!
- Gesicht: Bitte die betroffene Person zu lächeln. Wenn ein Mundwinkel oder ein Augenlid herabhängt, deutet das auf eine mögliche Halbseitenlähmung hin.
- Arme: Bitte die Person, beide Arme nach vorne zu strecken. Kann sie das nicht oder fällt ein Arm ab, deutet dies auf eine Lähmung hin.
- Sprache: Lass die Person einen einfachen Satz sagen, wie z. B. „Heute ist Mittwoch“. Wenn die Person Schwierigkeiten hat, klar zu sprechen oder sich unverständlich ausdrückt, könnte das auf einen Schlaganfall hinweisen.
- Zeit: Je schneller professionelle Hilfe kommt, desto besser. Notiere dir die genaue Zeit, wann die Symptome begannen, und rufe sofort den Notruf.
Bei Schlaganfall richtig handeln
Ein Schlaganfall ist ein Notfall – und schnelles Handeln kann Leben retten. Sobald du mit dem FAST-Test einen Verdacht auf Schlaganfall hast, zählt jeder Moment, denn je früher die betroffene Person medizinische Hilfe erhält, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung oder die Vermeidung von bleibenden Schäden. So gehst du richtig vor:
- Notruf 112 wählen: Melde dem Rettungsdienst den Verdacht auf einen Schlaganfall und gib an, wann die Symptome begonnen haben. Je genauer die Informationen, desto schneller kann der Rettungsdienst gezielt handeln.
- Die Person beruhigen & nicht allein lassen: Bleibe bei der betroffenen Person, beruhige sie und signalisiere, dass Hilfe unterwegs ist. Bitte umstehende Menschen direkt um Unterstützung. Angst und Aufregung können den Zustand verschlimmern und zu zusätzlichem Stress führen.
- Beengende Kleidung lockern: Sorge dafür, dass die betroffene Person bequem liegt und frei atmen kann, indem du enge Kleidung lockerst.
- Die Person richtig lagern: Ist die Person bei Bewusstsein, hebe ihren Oberkörper leicht an, um die Atmung zu erleichtern. Bei Bewusstlosigkeit lege sie in die stabile Seitenlage (möglichst auf die gelähmte Seite), um die Atemwege freizuhalten. Dazu beugst du das obere Bein der Person im rechten Winkel an und drehst sie vorsichtig auf die Seite. Anschließend legst du den oberen Arm unter den Kopf, damit dieser stabil bleibt, und überstreckst den Kopf leicht nach hinten, damit die Atemwege offen bleiben. Entferne zusätzlich gegebenenfalls Zahnprothesen, falls vorhanden.
- Atmung & Puls überprüfen: Kontrolliere regelmäßig, ob die Person noch atmet und einen Puls hat. Setzt die Atmung aus, beginne sofort mit der Herzdruckmassage. Eine detaillierte Anleitung zur richtigen Durchführung und zum richtigen Verhalten bei einem Herzstillstand findest du in einem separaten Beitrag hier in der Mediathek.
- Nicht essen oder trinken lassen: Da eine Schluckstörung auftreten kann, sollte die betroffene Person nichts zu sich nehmen, um zu verhindern, dass sich die Person verschluckt oder Flüssigkeit in die Lunge gerät.
Exkurs: Notfalldaten auf deinem Smartphone hinterlegen
Für den Notfall kannst du wichtige Gesundheitsdaten auf deinem Smartphone hinterlegen, die der Rettungsdienst oder Umstehende im Falle eines Bewusstseinsverlusts schnell einsehen können. Diese Informationen können entscheidend sein, um schnell die richtige Behandlung einzuleiten. Aktivere dazu den „Notfallpass“ oder „Notfallinformationen“ auf deinem Handy:
- iOS: Gehe zu „Health“ und aktiviere „Zugriff im Notfall“.
- Android: Gehe zu „Sicherheitseinstellungen“ und erlaube den „Zugriff auf Notfallinformationen“.
Hier kannst du ebenfalls Angaben zu deiner Blutgruppe, Medikamenten, Allergien und relevanten Gesundheitszuständen hinterlegen. Stelle sicher, dass du aktuelle Notfallkontakte und wichtige medizinische Daten hinzufügst, die im Ernstfall entscheidend sein können. Denke daran, diese Informationen regelmäßig zu überprüfen und zu aktualisieren, falls sich etwas an deinem Gesundheitszustand oder deinen Medikamenten ändert. So können Rettungskräfte und Ersthelfer:innen wichtige Informationen auch bei einem gesperrten Bildschirm einsehen und schneller reagieren. Auch bei einem Stromausfall oder einer abgeschlossenen Smartphone-Verbindung bleibt dieser Zugang gewährleistet, was im Notfall entscheidend sein kann.
In diesem Beitrag hast du erfahren, wie du einen Schlaganfall rechtzeitig erkennst und im Notfall richtig handelst. Mit diesem Wissen und einer schnellen Reaktion kannst du entscheidend dazu beitragen, dass betroffene Personen die bestmögliche Chance auf eine schnelle Genesung haben. Es ist beruhigend zu wissen, dass du in einem Notfall nicht hilflos bist, sondern durch dein Handeln Leben retten kannst. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du in anderen medizinischen Notfällen wie bei einem Herzinfarkt, Herzstillstand oder bei Diabetes-Notfällen unterstützen kannst, dann informiere dich weiterführend hier in der Mediathek.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.