Erste Hilfe bei Herzinfarkt & Herzstillstand

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Herznotfälle wie ein Herzinfarkt oder ein Herzstillstand können plötzlich und unerwartet auftreten. Diese Ereignisse können zu jeder Zeit und an jedem Ort geschehen – sei es zu Hause, bei der Arbeit, unterwegs oder beim Sport. In solchen Momenten kommt es auf jede Sekunde an, denn schnelles Handeln kann Leben retten. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Herzinfarkt und einem Herzstillstand? Und wie reagierst du im Notfall richtig? Wir zeigen dir, wie du die Anzeichen erkennst und was zu tun ist.
Wusstest du, dass in Deutschland jedes Jahr rund 65.000 Menschen einen plötzlichen Herzstillstand erleiden und etwa 47.000 Menschen an einem Herzinfarkt sterben? In diesen Notfällen zählt jede Sekunde. Schon nach etwa 5 Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen sinken die Überlebenschancen erheblich, während der Rettungsdienst im Durchschnitt 8 Minuten braucht, um am Einsatzort zu sein. Daher ist schnelles Handeln entscheidend, um das Leben von Betroffenen zu retten.

Herzinfarkt erkennen

Ein Herzinfarkt tritt auf, wenn ein Blutgerinnsel ein Herzkranzgefäß blockiert, wodurch der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Infolgedessen beginnt der Herzmuskel zu sterben. Die Symptome eines Herzinfarktes können variieren, aber die häufigsten Anzeichen sind:
  • anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein (mehr als 5 Minuten)
  • Druck, massives Engegefühl oder heftiges Brennen im gesamten Brustkorb
  • ausstrahlende Schmerzen in den Arm, die Schulterblätter, den Hals oder Unterkiefer
  • Angstschweiß mit kalter, fahler Haut
Besonders wichtig ist es, auf diese Symptome zu achten, auch wenn sie anfangs weniger stark ausgeprägt sind.
Beachte: Bei Frauen bzw. Personen mit Uterus, älteren Personen oder Diabetiker:innen können die Symptome eines Herzinfarkts oft eher unspezifisch und weniger offensichtlich sein. Sie erleben häufiger atypische Symptome wie (unerklärliche) Übelkeit und Erbrechen, Atemnot, Rückenschmerzen, Schmerzen im Oberbauch sowie extreme Müdigkeit. Daher ist es besonders wichtig, bei solchen Symptomen sofort ärztliche Hilfe zu suchen und den Notruf zu wählen.

Bei Herzinfarkt richtig handeln

Ein Herzinfarkt ist ein Notfall – je schneller das verschlossene Herzkranzgefäß wieder geöffnet wird, desto weniger Schaden nimmt der Herzmuskel („time is muscle”). Wenn du den Verdacht hast, dass du selbst oder jemand anderes einen Herzinfarkt erleidet, zögere nicht und handle sofort:
  1. Rufe den Rettungsdienst (112) und beschreibe die Symptome. Nenne außerdem deinen Namen sowie die Adresse – ggf. inklusive Name an der Klingel und Stockwerk. Habe dabei bitte keine Angst vor falschem Alarm und rufe auch an, wenn du dir unsicher bist, ob es wirklich ein Herzinfarkt ist.
  2. Beruhige die betroffene Person, bleib dabei selbst ruhig und bringe sie in eine bequeme Position (Oberkörper leicht erhöht).
  3. Sorge für ausreichend Luft, indem du enge Kleidung und, wenn möglich, ein Fenster öffnest.
  4. Lass die Person nicht allein, da es zu einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand kommen könnte.
Falls es zu einem Herzstillstand kommt, zählt jede Sekunde. Im nächsten Abschnitt erfährst du, wie du ihn erkennst und mit der Wiederbelebung (Reanimation) beginnst.

Herzstillstand erkennen

Ein Herzstillstand tritt oft nach einem Herzinfarkt auf. In diesem Zustand kann das Herz nicht mehr effektiv Blut pumpen, die betroffene Person wird plötzlich bewusstlos und atmet nicht mehr normal. In einigen Fällen kann es zu einer sogenannten „Schnappatmung“ kommen – das ist jedoch keine normale Atmung und ein sicheres Zeichen für einen Herzstillstand.

Bei einem Herzstillstand richtig handeln

Schnelles Handeln kann den Unterschied machen – mit diesen vier Schritten kannst du Leben retten:

1. Prüfe die Bewusstlosigkeit

Sprich die Person laut an und rüttle vorsichtig an den Schultern. Reagiert sie nicht und hebt sich der Brustkorb nicht, besteht der Verdacht auf einen Herzstillstand.
Im Zweifel sofort handeln! Schnappatmung oder röchelnde Geräusche sind keine normale Atmung – warte nicht ab, sondern leite sofort die nächsten Schritte ein.

2. Rufe den Notruf (112)

Sobald du die Bewusstlosigkeit festgestellt hast, zögere nicht – wähle sofort den Notruf 112. Die Leitstelle wird dich durch das Gespräch führen. Wichtig sind folgende Informationen:
  • Wer bist du?
  • Wo bist du? (genaue Adresse oder markanter Standort)
  • Was ist passiert?
Bleib in der Leitung! Beende das Gespräch erst, wenn alle Fragen geklärt sind. Wenn du in der Öffentlichkeit bist, versuche auf dich aufmerksam zu machen und bitte andere Personen, dich zu unterstützen – sie können dir helfen, einen Defibrillator zu holen oder Erste Hilfe zu leisten.

3. Starte die Herzdruckmassage

Lege die betroffene Person flach auf den Rücken und knie dich neben sie. Platziere beide Hände übereinander in der Mitte des Brustkorbs. Drücke mit gestreckten Armen kräftig (5 bis 6 cm tief) und zügig (100- bis 120-mal pro Minute), um den Blutfluss aufrechtzuerhalten. Die Musik des Lieds Stayin' Alive von den Bee Gees hat den richtigen Rhythmus für die Herzdruckmassage: Ah ha ha ha stayin’ alive, stayin’ alive. Summen hilft dir, das richtige Tempo zu finden!
Hinweis: Die Herzdruckmassage ist anstrengend und sollte nicht unterbrochen werden. Wechselt euch ab, sofern weitere helfende Personen vor Ort sind! Die Herzstiftung empfiehlt ausdrücklich keine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen. Eine Atemspende ist nicht zwingend erforderlich, da die alleinige Herzdruckmassage den Blutfluss aufrechterhält und das Gehirn mit Sauerstoff versorgt. Zudem ist sie leichter durchzuführen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Notfallsituation schnell gehandelt wird.
Starte innerhalb der ersten 5 Minuten mit der Herzdruckmassage. Denn ohne Sauerstoff beginnt das Gehirn bereits nach 3 bis 5 Minuten irreparablen Schaden zu nehmen. Aber keine Sorge: Wenn du schnell handelst, verdreifachen sich die Überlebenschancen der betroffenen Person!
Keine Angst vor Fehlern! Es ist völlig normal, sich unsicher zu fühlen, wenn du bei einem Herzstillstand helfen musst. Doch eines ist sicher: Nichts zu tun ist die schlechteste Option. Die Herzdruckmassage schadet nicht – sie kann ein Leben retten!

4. Nutze einen Defibrillator (AED)

Falls ein automatisierter externer Defibrillator (AED) in der Nähe ist, hole ihn – oder bitte jemanden darum.
Beachte: Es ist nicht sinnvoll, die Herzdruckmassage zu unterbrechen, um einen AED zu holen. Eine einzelne helfende Person sollte die Wiederbelebung nicht unterbrechen!
Das Gerät erklärt dir Schritt für Schritt, was zu tun ist, und gibt elektrische Impulse ab, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen.
Vertraue dem Gerät! Ein AED ist sicher in der Anwendung – er gibt nur dann einen Stromimpuls ab, wenn er wirklich gebraucht wird. Auch Laien können ihn bedenkenlos nutzen. Während der AED den Herzrhythmus prüft, kannst du kurz pausieren. Falls das Gerät einen Schock empfiehlt, löse ihn aus und beginne sofort danach wieder mit der Herzdruckmassage. Der AED führt in regelmäßigen Abständen eine erneute Analyse durch – folge einfach den Anweisungen und setze die Herzdruckmassage fort, bis professionelle Hilfe eintrifft.

Exkurs: Notfalldaten auf deinem Smartphone hinterlegen

Für den Notfall kannst du wichtige Gesundheitsdaten auf deinem Smartphone hinterlegen, die der Rettungsdienst oder Umstehende im Falle eines Bewusstseinsverlusts schnell einsehen können. Diese Informationen können entscheidend sein, um schnell die richtige Behandlung einzuleiten. Aktivere dazu den „Notfallpass“ oder „Notfallinformationen“ auf deinem Handy:
  • iOS: Gehe zu „Health“ und aktiviere „Zugriff im Notfall“.
  • Android: Gehe zu „Sicherheitseinstellungen“ und erlaube den „Zugriff auf Notfallinformationen“.
Hier kannst du ebenfalls Angaben zu deiner Blutgruppe, Medikamenten, Allergien und relevanten Gesundheitszuständen hinterlegen. Stelle sicher, dass du aktuelle Notfallkontakte und wichtige medizinische Daten hinzufügst, die im Ernstfall entscheidend sein können. Denke daran, diese Informationen regelmäßig zu überprüfen und zu aktualisieren, falls sich etwas an deinem Gesundheitszustand oder deinen Medikamenten ändert. So können Rettungskräfte und Ersthelfer:innen wichtige Informationen auch bei einem gesperrten Bildschirm einsehen und schneller reagieren. Auch bei einem Stromausfall oder einer abgeschlossenen Smartphone-Verbindung bleibt dieser Zugang gewährleistet, was im Notfall entscheidend sein kann.

In diesem Beitrag hast du erfahren, wie du im Notfall bei einem Herzinfarkt oder Herzstillstand richtig handelst. Mit der richtigen Vorbereitung und dem Wissen über Erste Hilfe kannst du im Ernstfall ruhig und entschlossen bleiben. Es ist beruhigend zu wissen, dass du in kritischen Momenten durch schnelles Handeln einen großen Unterschied machen und Leben retten kannst. Wenn du erfahren möchtest, wie du in anderen medizinischen Akutsituationen, z. B. bei einem Schlaganfall oder Diabetes-Notfall unterstützen kannst, dann informiere dich in weiterführenden Beiträgen.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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