Adipositas erklärt
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Bist du dir der gesundheitlichen Risiken von Übergewicht bewusst? Oder fragst du dich, warum es trotz guter Vorsätze oft schwerfällt, das Gewicht langfristig zu reduzieren? Adipositas ist weit mehr als nur ein äußerlicher Eindruck – sie ist eine ernst zu nehmende Erkrankung mit zahlreichen gesundheitlichen Folgen. In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige über dieses Krankheitsbild: von den Ursachen und Symptomen bis hin zu Diagnose und Behandlung.
Allgemeines Krankheitsbild
Adipositas, auch als Fettleibigkeit bekannt, ist eine chronische Erkrankung, die durch übermäßige Ansammlung von Körperfett gekennzeichnet ist. Sie ist nicht einfach nur eine Frage des Gewichts oder Aussehens, sondern ein ernsthaftes Gesundheitsproblem, das mit zahlreichen Risiken verbunden ist.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Adipositas anhand des Body-Mass-Index (BMI). Während ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 als Normalgewicht gilt und Werte von 25 bis 29,9 als Übergewicht eingestuft werden, beginnt Adipositas ab einem BMI von 30. Sie wird in drei Schweregrade unterteilt:
- Adipositas Grad 1: BMI zwischen 30 und 34,9
- Adipositas Grad 2: BMI zwischen 35 und 39,9
- Adipositas Grad 3: BMI ab 40
Adipositas ist mittlerweile weltweit eine der häufigsten gesundheitlichen Herausforderungen. In vielen Industrieländern, darunter auch in Deutschland, hat die Zahl der betroffenen Personen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Etwa 25 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind adipös – Tendenz steigend. Die Krankheit betrifft außerdem zunehmend Kinder und Jugendliche.
Wusstest du, dass Adipositas weltweit als die fünftgrößte vermeidbare Todesursache gilt? Adipositas begünstigt zahlreiche schwerwiegende Gesundheitsprobleme und chronische Begleiterkrankungen. Besonders häufig treten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Schlafapnoe auf. Zudem steigt das Risiko für Arteriosklerose, Erkrankungen von Galle und Leber sowie verschiedene Krebsarten wie Brust-, Darm- oder Prostatakrebs.
Symptomatik
Die Symptome von Adipositas gehen weit über das sichtbare Körpergewicht hinaus. Es handelt sich um eine komplexe Erkrankung, die mit einer Vielzahl von körperlichen Beschwerden und Gesundheitsproblemen verbunden ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gelenkprobleme: Übergewicht belastet die Gelenke, insbesondere die Knie, Hüften und die untere Wirbelsäule, was zu frühzeitigen Abnutzungserscheinungen (Arthrose) und chronischen Schmerzen führen kann.
- Atemprobleme: Adipositas erhöht das Risiko für schlafbezogene Atemstörungen wie Schlafapnoe, bei der die Atmung während des Schlafs wiederholt aussetzt.
- Geringere körperliche Belastbarkeit: Betroffene leiden oft unter Atemnot und schneller Ermüdung bei körperlicher Anstrengung. Selbst alltägliche Tätigkeiten wie Treppensteigen oder Bücken können zur Herausforderung werden.
- Vermehrtes Schwitzen: Schon bei leichter körperlicher Anstrengung kommt es durch eine gestörte Wärmeregulation zu übermäßiger Schweißbildung, selbst bei kühleren Temperaturen.
Neben den körperlichen Symptomen bringt Adipositas oft auch erhebliche psychische Belastungen mit sich, die das tägliche Leben und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen können. Es ist wichtig, diese Aspekte zu erkennen, da sie in Wechselwirkung mit den körperlichen Auswirkungen stehen und den Umgang mit Adipositas zusätzlich erschweren können. Betroffene leiden häufig unter:
- Geringem Selbstwertgefühl & sozialen Ängsten: Die ständige Konfrontation mit gesellschaftlichen Schönheitsidealen und der damit verbundene Druck, einem bestimmten Körperbild zu entsprechen, kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Dies führt oft zu Schamgefühlen, Frustration und in vielen Fällen auch zu ernsthaften psychischen Erkrankungen wie Depressionen.
- Stigmatisierung & Diskriminierung: Menschen mit Übergewicht sind in vielen Lebensbereichen mit Vorurteilen, sozialer Ausgrenzung und struktureller Diskriminierung konfrontiert. Im Alltag erleben sie häufig abwertende Kommentare oder Benachteiligungen – sei es im sozialen Umfeld, im Bildungs- oder Gesundheitssystem. So wird bei ärztlichen Untersuchungen der Fokus oft vorschnell auf das Gewicht gelegt, was zu Fehldiagnosen führen kann. Studien zeigen außerdem, dass Kinder und Jugendliche mit Übergewicht bei gleicher Leistung schlechtere Schulnoten erhalten. Solche Erfahrungen verstärken das Risiko für unentdeckte Erkrankungen und psychische Belastungen wie Angststörungen, soziale Phobien oder depressive Verstimmungen und können langfristige Auswirkungen auf das seelische und körperliche Wohlbefinden haben.
- Psychische Begleiterkrankungen: Adipositas tritt häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf, wie etwa Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen. Auch Impulskontrollstörungen, Persönlichkeitsstörungen und Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) sind häufig mit Adipositas assoziiert. Diese Begleiterkrankungen verstärken das psychische Leid und machen die Behandlung komplexer.
- Emotionales Essverhalten & Stress: Ein weiteres häufiges Phänomen ist das emotionale Essen. Stress, Angst oder ungelöste emotionale Belastungen führen oft zu unkontrolliertem Essverhalten, was wiederum das Gewicht weiter ansteigen lässt. Heißhungerattacken und übermäßiges Essen als Reaktion auf negative Gefühle können zu einem Teufelskreis führen, in dem sich das Gewicht und die psychischen Belastungen gegenseitig verstärken.
Hinweis: Stress und emotionale Belastungen sind häufig mit einer verstärkten Gewichtszunahme verbunden, da sie das Essverhalten negativ beeinflussen. Daher ist es wichtig, nicht nur körperliche, sondern auch psychische Unterstützung in die Behandlung von Adipositas einzubeziehen.
Diagnose
Die Diagnose von Adipositas basiert in der Regel auf dem Body-Mass-Index (BMI), der als erster Anhaltspunkt für Übergewicht dient. Ein BMI von 30 oder höher weist auf Adipositas hin, doch dieser Wert allein sagt wenig über die Verteilung des Körperfetts oder die individuellen gesundheitlichen Risiken aus. Um ein umfassenderes Bild zu erhalten, sind daher weitere Untersuchungen erforderlich. Eine wichtige Methode ist dabei die Messung des Bauchumfangs, da viszerales Fett – also Fett, das sich um die inneren Organe ansammelt – besonders risikoreich ist. Ein erhöhter Taillenumfang steht in direktem Zusammenhang mit einem höheren Risiko für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck. Zusätzlich geben Bluttests Aufschluss über Stoffwechselparameter wie Cholesterinwerte, Blutzucker und Entzündungsmarker. Sie helfen dabei, mögliche Begleiterkrankungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Interessanterweise kann bereits eine moderate Gewichtsabnahme von nur 5 bis 10 Prozent des Körpergewichts eine deutliche Verbesserung dieser Gesundheitswerte bewirken – der Blutzucker stabilisiert sich, der Blutdruck sinkt, und auch die Cholesterinwerte können sich positiv verändern.
Tipp: Wenn dich das Thema BMI interessiert und du dir eine differenziertere Betrachtung dazu wünschst, dann informiere dich weiterführend im zugehörigen Beitrag.
Behandlung
Die Behandlung von Adipositas ist ein langfristiger Prozess, der multidisziplinär (ganzheitlich) angegangen werden muss. Um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, sollten die folgenden fünf Säulen systematisch miteinander kombiniert werden:
- Ernährungsberatung & -umstellung: Eine nachhaltige Gewichtsreduktion erfordert eine langfristige Veränderung der Essgewohnheiten. Statt kurzfristiger Diäten steht eine ausgewogene, kalorienbewusste Ernährung im Fokus. Eine solche Ernährungsweise sollte reich an Ballaststoffen, Eiweißen und gesunden Fetten sein, während stark verarbeitete Lebensmittel, Zucker und leere Kohlenhydrate reduziert werden sollten. Für Kinder gelten dabei spezielle Empfehlungen, die individuell angepasst werden müssen.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität ist essenziell für eine erfolgreiche Behandlung. Neben Ausdauertraining spielt Krafttraining eine wichtige Rolle, da es den Grundumsatz steigert und den Körper langfristig unterstützt, mehr Kalorien zu verbrennen. Bereits kleine Veränderungen im Alltag wie mehr Gehen oder Treppensteigen können positive Effekte haben.
- Psychologische Unterstützung & Selbsthilfegruppen: Da Adipositas oft mit emotionalem Essverhalten zusammenhängt, kann eine psychologische Begleitung hilfreich sein. Verhaltenstherapeutische Ansätze unterstützen dabei, ungesunde Essmuster zu erkennen und zu verändern. Auch der Austausch in Selbsthilfegruppen kann motivieren und helfen, langfristige Veränderungen durchzuhalten.
- Medikamentöse Therapie: In bestimmten Fällen können ärztlich verordnete Medikamente zur Unterstützung der Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Sie wirken entweder appetitzügelnd oder hemmen die Fettaufnahme. Da diese Mittel Nebenwirkungen haben können, sollten sie nur nach ärztlicher Beratung und unter regelmäßiger Kontrolle eingenommen werden.
- Chirurgische Eingriffe: Wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine bariatrische Operation wie eine Magenverkleinerung oder ein Magen-Bypass in Erwägung gezogen werden. Diese Eingriffe reduzieren die Nahrungsaufnahme und sorgen für ein schnelleres Sättigungsgefühl. Allerdings erfordert auch eine Operation eine dauerhafte Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung, um den Erfolg langfristig zu sichern.
Hinweis: Hier in der Mediathek findest du eine Vielzahl von wertvollen Beiträgen zu gesunder Ernährung und Bewegung. Lass dich von unseren Rezeptideen sowie praktischen Tipps zu einer ausgewogenen Ernährung und mehr Bewegung inspirieren. Zudem kannst du dich darüber informieren, wie du dein Risiko für diese Erkrankung senken und präventiv handeln kannst. Solltest du Unterstützung auf deinem Weg benötigen, stehen dir die hier hinterlegten Ansprechpersonen jederzeit zur Verfügung. Zögere nicht, sie zu kontaktieren, um gemeinsam den für dich passenden Weg zu finden.
Risikofaktoren
Die Entstehung von Adipositas wird maßgeblich durch den individuellen Lebensstil beeinflusst. Bewegungsmangel führt dazu, dass der Körper weniger Kalorien verbrennt, während ungesunde Ernährungsgewohnheiten diesen Effekt verstärken. Eine energiereiche, nährstoffarme Ernährung mit einem hohen Anteil an fett- und zuckerreichen Lebensmitteln sowie ein Mangel an ballaststoffreicher Kost begünstigen langfristig eine Gewichtszunahme. Auch hoher Medienkonsum spielt eine Rolle, da lange Bildschirmzeiten häufig mit Bewegungsmangel und unbewusstem Naschen einhergehen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist Schlafmangel. Er beeinflusst den Hormonhaushalt, steigert das Hungergefühl und reduziert die Fähigkeit des Körpers, Fett zu verbrennen. Dadurch kann er das Risiko für eine Gewichtszunahme erheblich erhöhen.
Neben diesen verhaltensbezogenen Faktoren spielen psychische Aspekte eine wichtige Rolle. Stress, emotionale Belastungen oder Depressionen können das Essverhalten negativ beeinflussen und zu unkontrolliertem oder emotional bedingtem Essen führen. In belastenden Situationen greifen viele Menschen vermehrt zu kalorienreichen Lebensmitteln, was das Risiko für Übergewicht weiter erhöht.
Soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen können ebenfalls dazu beitragen, dass sich ungesunde Lebensgewohnheiten verfestigen. Menschen mit geringerem Einkommen oder einem niedrigeren Bildungsniveau haben oft einen erschwerten Zugang zu gesunden Lebensmitteln und Sportangeboten, was langfristig das Risiko für Übergewicht erhöht.
Schließlich kann auch eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen. Familiäre Häufungen von Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes deuten darauf hin, dass bestimmte Gene das Risiko beeinflussen können. Wer in einer Familie mit solchen Vorerkrankungen aufwächst, hat tendenziell ein höheres Risiko, selbst betroffen zu sein – insbesondere, wenn weitere ungünstige Faktoren hinzukommen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Adipositas eine ernsthafte Erkrankung ist, die sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben kann. Es ist wichtig, sich nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild zu konzentrieren, sondern auch die gesundheitlichen Risiken und die individuelle Situation zu betrachten. Die gute Nachricht ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, dem entgegenzuwirken: Eine Kombination aus gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung, psychologischer Unterstützung und gegebenenfalls medizinischer Begleitung kann dabei helfen, das Gewicht nachhaltig zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern. Mehr dazu erfährst du im zugehörigen Beitrag hier in der Mediathek. Jede Maßnahme, die du in Richtung eines gesünderen Lebensstils unternimmst, ist ein Fortschritt – und du bist nicht allein auf diesem Weg!
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.